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Von grauen Steinen und neuen Perspektiven: Eine persönliche Erfahrung als Ganzheitlich Psychologische Coach

Als Ganzheitlich Psychologische Coach stehe ich oft vor der Herausforderung – und fühle mich auch wohl dabei – Werkzeuge und Methoden zu finden, die meinen KlientInnen helfen, ihre inneren Hindernisse zu überwinden und ihr volles Potenzial zu entfalten. Aber manchmal überrascht uns das Leben selbst mit unerwarteten Lektionen und neuen Perspektiven – wie bei einer kürzlichen Erfahrung auf der Hochzeit meiner besten Freundin:

Letztes Wochenende hatte ich die unglaubliche Ehre, die Hochzeitszeremonie meiner besten Freundin gemeinsam mit dem Bruder des Bräutigams zu leiten. Ich durfte das Hochzeitsritual durchführen und eine Rede halten. Für viele mag das nach einer wunderbaren Aufgabe klingen, und das war es ja auch zweifellos. Aber für mich war es auch eine riesige Herausforderung. Vor einer Menschenmenge zu sprechen, fällt mir nicht leicht, und die Verantwortung, an einem so bedeutungsvollen Tag eine zentrale Rolle zu spielen, erfüllte mich sowohl mit Aufregung als auch mit einer gehörigen Portion Nervosität.

Trotz meiner Aufregung nahm ich die Herausforderung gerne an, denn ich liebe das Paar, wollte ihnen eine Freude machen und fühlte mich zutiefst geehrt. Als Coach, die körperzentrierte Methoden verwendet, wusste ich, dass ich die nötigen Werkzeuge habe, um meine Nervosität zu überwinden oder zumindest zu reduzieren. Ich bereitete mich so gut wie möglich vor, und allmählich verwandelte sich meine anfängliche Angst in Vorfreude. Doch ein Gedanke liess mich nicht los: Wie sollte ich es schaffen, während meiner emotionalen Rede nicht in Tränen auszubrechen? Obwohl ich voll und ganz dafür bin, Emotionen freien Lauf zu lassen (ich bin schliesslich eine Ganzheitlich Psychologische Coach, die mit körperzentrierten Methoden arbeitet), wollte ich es schaffen, meine Rede ohne ständiges Schluchzen zu halten, da ich sonst nicht weitersprechen konnte.

In meiner Unsicherheit wandte ich mich an einen lieben Freund, der als Moderator, Gastgeber und DJ arbeitet, und fragte ihn um Rat. Er schlug vor, dass ich mir während meiner Rede einen grauen Stein vorstelle – nichts allzu Hässliches, aber auch nichts besonders Schönes – unter einem grauen Himmel. Und schickte mir ein Bild von einem grauen Stein. Zunächst dachte ich, das sei ein Scherz. Ich antwortete lachend, malte ein paar Blumen auf den Stein, den er mir geschickt hatte („Es ist eine Hochzeit, ein bisschen hübsch sollte er schon sein“), und schickte ihm das Bild zurück. Er kommentierte das nicht weiter, schickte mir aber ein weiteres Bild von einem etwas schöneren, aber immer noch grauen Stein. Da begann ich, ihm zu glauben bzw. es einfach mal zu probieren.

Und zu meiner Überraschung hat es tatsächlich funktioniert. Die Vorstellung des grauen Steins half mir, mich zu erden, und gab mir die Stabilität, die ich brauchte, um nicht in Tränen auszubrechen. Es hat sogar der Braut geholfen! Ich baute das Bild des Steins in meine gedruckte Rede ein, fand einen kleinen Stein, den ich in meinen Blazer steckte, und berührte ihn vor und während der Zeremonie, um mich zu beruhigen.

Nach der Zeremonie bedankte ich mich bei meinem Freund und erzählte ihm, wie sehr mir sein Rat geholfen hatte. Zu meiner Überraschung fing er an zu lachen und gestand, dass das alles nur ein Scherz gewesen war! Wir lachten, aber ich konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, was diese Erfahrung wirklich bedeutete.

Meine Erkenntnis? Manchmal braucht es keinen komplexen oder traditionellen Ansatz, um sich in herausfordernden Situationen zu unterstützen. Es geht darum, das zu finden, was für einen selbst funktioniert – und das kann etwas Unkonventionelles, Einfaches oder sogar Unerwartetes sein. In unserer Welt werden wir oft mit unzähligen Tipps und Techniken bombardiert (auch ich gebe solche), die manchmal überwältigend wirken können. Aber anstatt uns unter Druck zu setzen, alles „richtig“ machen zu müssen, sollten wir uns die Freiheit erlauben, zu stöbern und zu experimentieren. Nicht jede Methode wird für jede/n funktionieren, und das ist vollkommen in Ordnung.
All das sind Optionen: ein Repertoire an Werkzeugen, durch das du stöbern, Dinge ausprobieren, experimentieren und auch wieder verwerfen kannst, wenn sie dir nicht mehr dienen, damit du für dich herausfinden kannst, was persönlich am besten zu dir passt. Und manchmal funktioniert etwas eine Zeit lang, doch dann brauchst du plötzlich etwas anderes.
Und der graue Stein hat mir gezeigt, dass manchmal schon der Glaube an eine Methode ausreichen kann, um sie wirksam zu machen. Und vielleicht liegt genau darin die grösste Weisheit: offen für neue Perspektiven zu sein und bereit, neue Wege zu gehen.

Als Coach werde ich weiterhin Werkzeuge und Methoden anbieten, aber noch wichtiger: Ich ermutige jede/n, das zu finden, was persönlich zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen stimmig ist. Schliesslich ist es dieser individuelle, kreative Prozess, der uns wirklich wachsen lässt.

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